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der gang durch die tüte
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Cover: der gang durch die tüte

Kurzprosa aus dem Nächtlichen
von Jürgen Landt
10 Illustrationen: Cathleen Heilmann
ISBN 3-934355-01-3
EUR 7,67
1997, 87 S., gebunden

Leseprobe:

die stube brannte.
peter sorgenich rief eins-eins-ernst an.
"hier eins-eins-ernst, was gibt's?"
"die stube brennt!!"
"o.k!, wir sagen der eins-eins-grill bescheid!, und der eins-eins-krank!, der eins-eins-not!, und der eins-eins-tot!"
ich fragte: "im ernst?"
"na sicher, haben sie angerufen oder wir?"
"ich hab angerufen, weil meine stube brennt!"
"lassen sie alles so wie's ist, wir machen das schon klar!"
sorgenich ließ alles brennen.
irgendwie wurde mir warm ums herz.
fünf nummern, auf die ein mann sich verlassen konnte.
sorgenich zählte 5 und 3 zusammen.
3 x zucht- und 5 x irrenhaus,
und jetzt brannte seine stube. 3 zu 5, was für ein blödes heimspiel.
der rauch der stube wurde mir zuviel. wo blieben die fünf nummern? sorgenich nahm sein warmes herz in die hand und ging vor die tür.
zwei, drei nachbarn taten es ihm nach.
dann waren sie alle da. eine menge blaue rundumleuchten blinkten nervös auf den festen plätzen ihrer autos.
eins-eins-grill rannte die treppen rauf, fuhr eine einzige leiter aus, und dann sagte die eins-eins-grill zur eins-eins-ernst: "das ist 'ne brandstiftung!" eins-eins-ernst rief die straße runter: "wer und wo ist peter sorgenich!!!?" die eins-eins-tot sagte: "der sorgenich lebt!", und fuhr ab.
ich stellte mich.
"ich bin's, ich bin der sorgenich, peter!"
die eins-eins-not sagte: "der mann ist krank!, den kennen wir!", und die eins-eins-ernst sagte zur eins-eins-krank: "dann fragen wir ihn ein bißchen was ab, und dann ist er bestimmt eure fracht."
ich wäre am liebsten geflüchtet, aber der rummel war mir zuviel, denn abhauen sollte ein mensch, bevor die verläßlichen nummern auf der straße vor einer brennenden stube standen. viel wasser lief in mein zimmer, und ich dachte: 'junge, hätt'st dir die kissen bloß unter den kopf gelegt und nicht über den zerknüllten haufen angesteckter manuskripte!', und eins-eins-ernst fragte locker: "woher kennt sie die eins-eins-not?"
ich hatte keine lust, fragen zu beantworten.
etwas später besann ich mich und antwortete: "meine stube brennt, und schuld sind die verleger!"
"wenn sie uns hier verladen wollen, dann gibt es nur einen transport!, und den haben sie doch schon ein paar mal durch, peterchen sorgenvoll!?", entgegnete ernsthaft die eins-eins-ernst, und ich sagte: "ich möchte, daß sie mich ernst nehmen und mich bei meinem namen nennen!"
"das machen wir, herr sorgenich!"
die eins-eins-ernst tuschelte mit der eins-eins-krank.
eins-eins-krank setzte mich auf einen gepolsterten stuhl in ein auto mit einem roten kreuz auf dem dach. ich schaute noch einmal zum fenster meines zimmers, vor dem die drehleiter stand, verbrachte die nächsten 8 monate in den stuben der eins-eins-krank und versuchte, mit einem synthetikbeutel voller tabletten die stadt zu wechseln.
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eMail: j.landt@literatour-mv.de
Jürgen Landt: Jahrgang 57, legt nach seinem 97er Jubiläumsband "Keine Sonderfahrt"
hier gleich noch den ersten Teil einer schier unerschöpflichen Reihe von Geschichten aus
dem Alltag nach. Mit Abstand mitten im Geschehen stehend, sammelt er sich zum
nächsten Blick in die Untiefen menschlichen Seins und Unwesens. Mit unbestechlichem
Gerechtigkeitsgefühl schildert er seine Umwelt.

Keine gemischten Gefühle, aber immer ein geteiltes
Publikum haben seine minutiösen Beobachtungen und
trockenen Bemerkungen.

Rezension
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