Bücher in der Edition: ich nickte mit dem mundgeruch |
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Kurzprosa aus dem Täglichen |
Leseprobe: das innenleben meines linken ohres hatte eine macke. jedenfalls weckte es mich.ich schaute auf die zeit. es war 5 uhr 10. eine frau lag neben mir und schlief, und in meinem ohr fielen sturzbäche gegeneinander. mal ferner mal näher, mal hammermäßig mal stecknadelfein. nicht einmal mein rotierender zeigefinger konnte mir helfen. "oh gott, was ist denn das schon wieder für’n dreck! hab ich nicht genug mist an den hacken!? ärzte, ärzte, ärzte! krank, krank, krank! jeden tag einen anderen scheiß!" 'irgendwas muß mir die nacht ins ohr gekrabbelt sein. oder ich hab zug gekriegt, als ich am einzigen heißen tag in diesem sommer mit callpeter und danielter und runtergelassenen autoscheiben an eine bank am strandeingang des boddens in lubmin gefahren bin. oder ich hab ‘ne mittelohrentzündung. oder ‘ne gesichtslähmung.', dachte ich, denn mein linkes auge fing an, im gesicht zu stremmen, wie ein schiebender furz, den ein mensch nicht loswurde. irgendwann hatte mein unruhiges ohr es geschafft, die frau neben mir wach zu machen. "irgendwas ist mir ins ohr gestiegen! kannst du mal reinschauen?" "das ist eine mittelohrentzündung, das kenne ich.", sagte die frau und schlief weiter. zwischen 7.00 uhr und 8.00 uhr begannen die ersten ärzte ihre praxen aufzuschließen. ich hatte wieder zuviel zeit im leerlauf, doch dieses stecknadelknabbern im ohr ließ mich pinkeln gehen. [...] "also, am gesunden ohr ist nichts, und im kranken sehe ich auch nichts! zeigen sie mir mal ihre füße!" ich dachte: 'oh nein!', und dann zeigte ich ihr die mistigen dinger. tage- und nächtelanges tresenstehen hatte sie schwarz gemacht. sie befühlte punkte auf dem spann, und wir schauten uns meine dreckigen füße an. "meine güte, haben sie bei der hitze eiskalte füße! sie können sich wieder anziehen!", sagte meine ärztin und ging eilig zum waschbecken. ich hätte nie gedacht, daß ich meine füße zeigen muß, wenn ich mit ohrenschmerzen zum arzt gehen würde. wieder eine premiere. ich hatte vor stunden soviel zeit gehabt, für meinen 20tagebart, für meinen kaffee, warum nicht auch für meine füße? [...] |
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Links: Jürgen Landt Cathleen Heilmann dann schrei doch, wenn du dein brüllen hörst ich nickte mit dem mundgeruch der gang durch die tüte Keine Sonderfahrt ProgrammAngebot eMail: j.landt@literatour-mv.de Story d. Monats 8/00 bei Bench Press |
Hiermit liegt der zweite Band seiner Bestandsaufnahme vor. Rezension |